Girokonto in Österreich: Das musst du wissen
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- Ein Girokonto in Österreich ist meistens ein Gehaltskonto, Jugendkonto, Pensionskonto oder Privatkonto. Auf dieses Konto kannst du deinen Lohn oder dein Gehalt vom Arbeitgeber überweisen lassen. Gleichzeitig kannst du selbst Überweisungen und Zahlungen damit tätigen. Diese Girokonten sind mit unterschiedlichen Gebühren und Konditionen verbunden. Auch ein Firmenkonto funktioniert ähnlich wie ein Privatkonto.
- Banken bieten vor allem Neukunden Girokonten zu attraktiven Konditionen. Der Leistungsumfang ist jedoch nicht überall gleich und auch die Kosten variieren. Aus diesem Grund lohnt sich ein Vergleich.
- Als Inhaber eines Girokontos verfügst du meist auch über eine Debitkarte oder zusätzlich über eine Kreditkarte. Auch hierfür gibt es verschiedene Gebühren und Kosten.
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- Ein Girokonto kannst du online bei einer Direktbank eröffnen oder auf herkömmlichen Weg bei einer Filialbank.
- Bevor du dich für ein bestimmtes Girokonto bei einer bestimmten Bank entscheidest, solltest du einen Girokonto-Vergleich der einzelnen Angebote durchführen.
- Danach reichst du die erforderlichen Unterlagen für die Eröffnung deines Girokontos bei der gewählten Bank oder beim gewählten Institut online oder vor Ort ein.
Was ist ein Girokonto?
Unter einem Girokonto versteht man ein Kontokorrentkonto, das von Banken zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs zur Verfügung gestellt wird. Ein Girokonto dient sowohl Zahlungseingängen als auch Zahlungsausgängen.
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Da auf einem Girokonto befindliche Einlagen bei Sicht fällig sind, wird das Girokonto auch als Sichtkonto bezeichnet. Im Gegensatz zu Sparkonten werden Guthaben auf Girokonten geringer verzinst, obwohl heute die Verzinsung von Spareinlagen ebenfalls kaum noch ins Gewicht fällt.
Ein Girokonto kannst du im Gegensatz zu einem Sparkonto auch überziehen. Beim Girokonto fallen jedoch in den meisten Fällen Kontoführungsprovisionen an und auch Lastschriften sind mit Kosten verbunden. Die Girokarte wird meist im Rahmen der Eröffnung eines Girokontos vergeben. Mit dieser Karte kannst du bargeldlos bezahlen, wobei die Beträge vom Girokonto abgebucht werden. Banken bezeichnen diese Karte auch als Debitkarte.
(Versteckte) Kosten beim Girokonto beachten
Ein Girokonto ist fast immer mit einer Kontoführungsprovision verbunden. Es gibt jedoch viele Banken, welche ein Girokonto kostenlos anbieten. Allerdings fallen dann für einige Dienstleistungen eigene Kosten an. Zu den Kosten, die im Rahmen eines Girokontos entstehen können, gehören in erster Linie folgende Gebühren:
- Kosten für das Abheben: Eine Behebung am Bankautomaten ist bei den meisten Banken in Österreich zwar kostenlos, doch wenn du bei einer Fremdbank oder deren Geldautomaten Geld abhebst, kann dies mitunter Gebühren verursachen. Auch Bargeldbehebungen im Ausland sind teilweise mit zusätzlichen Kosten verbunden. Einzahlungen sind in der Regel kostenlos.
- Fremdwährungsgebühr: Wenn du Geld in einer fremden Währung über das Girokonto überweisen willst, fallen dafür ebenfalls entsprechende Gebühren an. Banken unterscheiden dabei zwischen Überweisungen in SEPA-Länder, in Länder aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und grenzüberschreitende Überweisungen in Drittstaaten.
- Kreditkarte: Eine Kreditkarte wird nicht automatisch von allen Banken angeboten. Diese musst du in den meisten Fällen extra beantragen. Manche Banken wie Onlinebanken gewähren eine kostenlose Kreditkarte in Verbindung mit dem Girokonto. Fast alle Kreditkarten sind mit einer jährlichen Gebühr versehen. Die günstigen Karten gibt es um rund 18€ jährlich.
- Ersatzkarte: Wenn deine Bankomatkarte gestohlen wurde oder du sie verloren hast, kannst du bei deiner Bank eine Ersatzkarte beantragen. Das gilt auch für beschädigte Debitkarten. Banken dürfen dafür zwar eine Gebühr einheben, doch viele Banken verzichten mittlerweile darauf.
- Zweitkarte: Viele Banken bieten Bankomatkarten in Verbindung mit einer Zweitkarte oder Partnerkarte an. Für diese Karte musst du jedoch extra Gebühren bezahlen.
- Überweisungen: Überweisungen in Euro innerhalb Österreichs und in andere SEPA-Länder sind kostenlos. Überweisungen in Länder außerhalb des EU-Raums sind hingegen mit Gebühren verbunden.
- Kontoauszüge: Kontoauszüge kannst du selbst am Kontoauszugsdrucker drucken. Bei einer Direktbank hast du eine elektronische Kontoübersicht, kannst dir diese aber ausdrucken.
Bargeld abheben: Wo ist es (kostenlos) möglich?
Österreichische Banken verlangen für Geldabhebungen an Bankomaten keine gesonderten Gebühren. Eventuelle Kosten sind entweder im Kontoführungsentgelt enthalten oder es gibt eine Sondervereinbarung. Nur wenn du Geld an Bankomaten eines Drittanbieters abhebst, musst du dafür zahlen. So fallen beispielsweise an Bankomaten des Betreibers Euronet Gebühren von 1,95€ pro Abhebung an (Stand 05/2021).
Sollten bei Bankomaten Kosten durch die Abhebung von Geld entstehen, musst du auf dem Display darauf hingewiesen werden. Einige Banken verlangen für Barbehebungen vom Girokonto am Schalter Gebühren. Ob und in welcher Höhe eine Bank Gebühren für das Abheben von Geld verlangt, solltest du bei der jeweiligen Bank nachfragen. Onlinebanken wie N26 gewähren 2 bis 3 Behebungen mit der Mastercard beim Basiskonto, danach zahlst du 2€ pro Behebung.
Wenn du im Ausland Geld mit deiner Karte abhebst, können Gebühren anfallen. Manche Banken bieten jedoch Girokonten an, bei denen Geldabhebungen in vielen Ländern kostenlos möglich sind.
Einzahlungen kannst du fast überall durchführen. Bei Filialbanken ist dies auch an den Selbstbedienungsautomaten möglich. Nur bei Einzahlungen von Münzen verrechnen manche Banken Extragebühren ab einer gewissen Einzahlungssumme.
Karte zum Girokonto: Debitkarte oder Kreditkarte?
Eine Girocard ist eine Plastikkarte, die gemeinsam mit einem Girokonto angeboten wird. Diese Debitkarte ermöglicht das bargeldlose Bezahlen im Supermarkt oder anderen Geschäften und dient auch als Bankomatkarte. Ferner kannst du damit in deiner Bankfiliale am Kontoauszugsdrucker deinen Kontostand einsehen oder den Auszug ausdrucken. Die Debitkarte ist mit einem Ausweis für dein Konto vergleichbar. Sie ist mit einem PIN-Code verbunden und enthält auch Kontoangaben wie den IBAN-Code oder den BIC-Code. Mit den neuen Debitkarten großer österreichischer Banken kannst du auch im Internet bezahlen. Im Gegensatz zur Kreditkarte belastet eine Debitkarte dein Girokonto sofort. Bei der Kreditkarte werden die ausgegebenen Beträge erst am Monatsende ersichtlich.
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Die meisten Banken in Österreich bieten eine Debitkarte kostenlos an, wenn man ein Girokonto eröffnet. Für eine Kreditkarte musst du extra bezahlen. Oft werden Kreditkarten als Kombiprodukte mit verschiedenen Versicherungen beworben – meinst lohnt es sich jedoch eher, ein günstige Kreditkarte zu nutzen und die gewünschte Versicherung extra abzuschließen.
Dispo: Achtung vor Sollzinsen
Ein Dispositionsrahmen, kurz Dispo genannt oder Überziehungsrahmen, ist bei einem Girokonto nicht automatisch mit dabei. Du musst diesen Rahmen selbst bei deiner Bank beantragen. Ob und in welchem Umfang dieser gewährt wird, hängt jedoch von deinem Einkommen und deiner Bonität ab. Allerdings handelt es sich bei einem Dispo um einen Kredit. Dieser Kredit ist oft mit sehr hohen Überziehungszinsen verbunden und damit sehr teuer. Am besten ist es, wenn du überhaupt auf die Einrichtung eines Disporahmens verzichtest.
Ein Dispo lohnt sich nur, wenn du damit fallweise kurzfristige Liquiditätsengpässe abdecken willst und die Schulden sehr rasch wieder mit dem nächsten Zahlungseingang zurückzahlst. Das kann beispielsweise beim Erhalt des Urlaubs- oder Weihnachtsgeldes sein. Die Zinsen für die Kontoüberziehung und damit den Dispo-Kredit bewegen sich in Österreich derzeit bei rund 10%.
Ohne Dispo ist es nur nach Absprache mit der Bank möglich, sein Konto zu überziehen. In diesem Fall spricht man von einer geduldeten Überziehung, die jedoch mit sehr hohen Zinssätzen versehen ist.
Was ist bei einem Girokonto sonst noch wichtig?
Wenn du ein Girokonto eröffnest, solltest du auf einige Dinge achten. Banken bieten Girokonten mit unterschiedlichen Konditionen an. Außerdem verlangen manche Kreditinstitute einen Mindestzahlungseingang für das Girokonto. Hier sind die wichtigsten Aspekte im Zusammenhang mit einem Girokonto.
Art der Bank
Prinzipiell kannst du heute ein Girokonto bei einer Filialbank, einer Direktbank oder eine Neobank eröffnen. Die Filialbank ist die übliche Form der Banken. Diese Bankinstitute verfügen über eine Zentrale sowie über einzelne Filialen in verschiedenen Städten. Erst in den 1990er-Jahren entstanden durch das Internet die ersten Direktbanken. Diese Banken verfügen über keine Filialen, Bankgeschäfte werden online oder per Telefon durchgeführt.
Girokonten werden außerdem von Neobanken oder Fintechs angeboten, die teilweise nur noch über das Smartphone bedienbar sind und keine Desktop-Lösung anbieten. Dadurch werden die Angebote sehr günstig, eine Beratung oder umfassender Kundenservice ist jedoch nicht möglich.
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Welche Bank für dich die richtige ist, kannst du individuell entscheiden. Falls du alle Finanzprodukte unter einem Hut haben willst, kann sich das etwas teurere Girokonto bei deiner Filialbank lohnen – ansonsten findest du die günstigsten Angebote online.
Schufa-Eintrag
In Österreich gibt es keine Schufa wie in Deutschland. Allerdings prüfen auch hier Kreditinstitute Neukunden auf ihre Bonität. Was in Deutschland die Schufa ist, ist in Österreich der Kreditschutzverband von 1870. Auch hier werden säumige Schuldner in eine Datenbank eingetragen, auf die Banken Zugriff haben. Wenn du ein Girokonto eröffnen willst und über negative Einträge in diesen Dateien verfügst, kann die Bank die Kontoeröffnung verweigern. Allerdings müssen Banken seit Kurzem sogenannte Basiskonten zur Verfügung stellen, die auch bei schlechter Bonität gewährt werden. Wenn du ein solches Konto hast, gibt es dafür jedoch keinen Überziehungsrahmen.
Kundenservice
Der Kundenservice der österreichischen Banken ist in den meisten Fällen relativ gut. Manche Banken bieten einen 24-Stunden-Service über Telefon. Das betrifft in erster Linie die Sperrhotline für deine Debitkarte. Direktbanken beantworten die häufigsten Fragen im Rahmen der FAQ auf ihren Webseiten. Neobanken gewähren auch die Möglichkeit eines Chats.
Wohnsitz
Der Wohnsitz spielt bei der Eröffnung eines Girokontos in Österreich eine untergeordnete Rolle. Auch Ausländer dürfen hierzulande ein Girokonto eröffnen. Es gibt heute sogar einige Banken, die sich auf diese Klientel spezialisiert haben.
App und Online-Banking
Vor allem Direktbanken und Neobanken arbeiten mithilfe einer App. Online-Banking und Apps sind inzwischen jedoch auch bei fast allen österreichischen Filialbanken im Sortiment. Die Apps sind für die Verwendung auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets optimiert. Die Benutzerfreundlichkeit der Desktop-Varianten ist heute ebenfalls sehr hoch. Das Log-in findet mithilfe eines Benutzernamens und eines Passworts statt. Einige österreichische Großbanken bieten nun auch Debitkarten an, die für das Internetbanking verwendet werden können. Mit dieser Karte kannst du auch für Einkäufe im Internet zahlen und die Beträge werden sofort von deinem Konto abgebucht.
Unterkonten / Zusätzliche Konten / Depot
Wenn du über ein Girokonto verfügst, kannst du bei vielen Banken ein Unterkonto oder Subkonto einrichten oder deine Debitkarte mit diesen Konten verbinden. Diesen Service bieten nicht nur Onlinebanken, sondern auch einige größere Filialbanken in Österreich. Hauptsächlich dienen dabei Sparkonten als Unterkonten.
Die Einrichtung von Gemeinschaftskonten ist in Österreich selten. Bei einem Gemeinschaftskonto, das von Ehepaaren oder gemeinsam in einem Haushalt lebenden Personen verwendet wird, handelt es sich meist um gewöhnliche Privatkonten. Zusätzliche Tagesgeldkonten oder ein Depot sind sowohl bei Filialbanken als auch bei österreichischen Direktbanken möglich. Allerdings sind diese Konten und Depots in Österreich bei den Bankkunden nicht sehr verbreitet.
Die Einrichtung von zusätzlichen Konten bei einer einzigen Bank ist zwar vorteilhaft, um damit die Übersicht zu bewahren, doch aus Kostengründen sind unterschiedliche Kontovarianten bei verschiedenen Anbietern oft sinnvoller.
Prämien und Neukundenbonus
Natürlich locken Banken in Österreich Neukunden immer wieder mit besonders günstigen Bedingungen für die Eröffnung eines Girokontos. Vor allem Jugendliche werden dabei angesprochen. Die häufigsten Begünstigungen für Neukunden sind Startguthaben, eine kostenlose Kontoführung, eine gratis Kreditkarte oder eine günstige Unfallversicherung.
So kannst du ein Girokonto eröffnen oder wechseln
Ein Girokonto kannst du ganz einfach und unkompliziert eröffnen. Dazu benötigst du folgende Unterlagen.
- Einen gültigen amtlichen Lichtbildausweis wie Führerschein, Reisepass oder Personalausweis.
- Einen Einkommensnachweis in Form eines Lohnzettels oder einer Gehaltsbestätigung. Diese Unterlagen brauchst du, wenn du ein Gehaltskonto eröffnen willst. Für die Eröffnung eines Pensionskontos benötigst du den aktuellen Pensionsbescheid. Für die Eröffnung eines Privatkontos brauchst du in der Regel keinen Einkommensnachweis.
- Manche Banken verlangen für die Eröffnung eines Girokontos auch eine Selbstauskunft des KSV (Kreditschutzverband von 1870).
Ein Wechsel des Kontos ist innerhalb Österreichs jederzeit möglich. Den Antrag dazu stellst du bei jener Bank, bei der du dein neues Girokonto haben willst. Alle Formalitäten dafür übernimmt dann die neue Bank. Die neue Bank muss laut Gesetz die alte Bank innerhalb von zwei Werktagen über den bevorstehenden Kontowechsel informieren. Alle Daten über bisherige Daueraufträge, Lastschriften etc, müssen innerhalb von 5 Tagen zwischen den Banken ausgetauscht werden. Ein Entgelt für den Datentransfer dürfen Banken nicht verlangen. Der Wechselservice für den Kontowechsel ist in den §§ 14 bis 21 des Verbraucherzahlungskonto-Gesetztes verankert.
Unser Fazit
Ein gutes Girokonto sollte am besten kostenlos sein. Die Kontoführungsprovisionen und Entgelte für Zahlungsdienstleistungen sind bei den österreichischen Banken sehr unterschiedlich. Onlinebanken verrechnen in der Regel niedrigere Gebühren als Filialbanken oder sogar keine Gebühren. Deshalb solltest du einen Vergleich vornehmen. Wenn du besondere Leistungspakete haben willst, musst du allerdings fast immer Zusatzkosten ins Auge fassen.