Private Krankenversicherung in Österreich: Das musst du wissen

Finanzfluss Team
Finanzfluss Team
Stand: 13. April 2021
Wofür braucht man eigentlich eine private Krankenversicherung in Österreich? Wir erklären, wie das Gesundheitssystem mit gesetzlichen und privaten Krankenkassen funktioniert. Welche Bereiche werden abgedeckt und für welche muss man sich zusatzversichern? Wie steht es um die Kosten einer privaten Krankenversicherung?

💡

Was du wissen solltest
  • Wer spezielle gesundheitliche Fälle über eine Versicherung abdecken möchte, die nicht von der gesetzlichen Pflichtkrankenversicherung bezahlt werden, kann sich nach einer privaten Zusatzversicherung umschauen.
  • Je nach Wünschen werden verschiedene Modelle angeboten: Sonderklasse, Krankengeldversicherung oder Zahnarzt-Versicherung. Sie sichern verschiedene Fälle ab.
  • Je jünger und gesünder man ist, desto niedriger fallen die Prämien der Krankenversicherungen aus. Diese dürfen zwar aus bestimmten Gründen von der Versicherung erhöht werden, dazu gehört aber nicht eine verändertes Krankheitsrisiko des Versicherten oder eine häufige Inanspruchnahme von Versicherungsleistungen.

👉

So gehst du vor
  • Entscheide dich für ein Versicherungsmodell. Was möchtest du zusätzlich abgedeckt haben?
  • Vergleiche verschiedene Anbieter nach Prämienhöhe, Leistung, ihrem Selbstbehalt, die Wartezeit bis zum Versicherungsschutz und wähle das beste Angebot für dich aus.

So funktioniert die private Krankenversicherung in Österreich

99,9% der österreichischen Wohnbevölkerung mit der gesetzlichen Pflichtkrankenversicherung versichert (Stand 04/21). Diese bietet bereits einen recht umfassenden Schutz: Die Krankenbehandlung muss laut Gesetz ausreichend und zweckgemäß sein. 

Wer aber für die von der gesetzlichen Krankenversicherung gedeckten Leistungen hinausgehende Fälle abdecken möchte, versichert sich dazu privat. Die private Krankenversicherung gilt dementsprechend als Zusatzversicherung. Bei der medizinischen Versorgung darf nicht nach privat oder gesetzlich entschieden werden, bestimmte Leistungen werden aber nur von den privaten Krankenkassen gezahlt. Dazu gehören beispielsweise:

  • freie Arztwahl

  • Sonderzimmer im Krankenhaus

  • Privatkrankenhäuser

  • Sonderleistungen (zum Beispiel konservierende Zahnbehandlungen und Zahnersatz)

  • alternative Heilmethoden (z. B. Homöopathie, TCM oder Akkupunktur)

Welche Zusatzversicherungen gibt es? 

Private Zusatzversicherungen unterscheiden sich in ihren im Vertrag festgelegten Leistungen, Konditionen und Kosten stark. Je nach gewünschtem Umfang können Versicherte damit den Schutz der gesetzlichen Pflichtversicherung aufbessern.

Krankheitskostenversicherung (Sonderklasse)

Eine Krankheitskostenversicherung ist eine der am häufigsten abgeschlossenen privaten Krankenversicherungen in Österreich, allerdings zählt sie auch zu den teuersten. Sie wird auch als “Sonderklasse” bezeichnet. Bei einer Krankheitskostenversicherung werden sämtliche Aufwendungen bei einem Spitalaufenthalt (darunter fallen auch Schwangerschaft und Entbindung) übernommen. Zusätzlich werden die Kosten für ein Sonderklassezimmer erstattet, das besser ausgestattet und mit weniger Patienten belegt ist (zum Teil Einzelzimmer). Auch die oben erwähnte freie Arzt- und Klinikwahl fällt unter eine solche Versicherung. Je nach Tarif kann man eine Abdeckung wählen, die ein Bundesland, das gesamte Bundesgebiet oder sogar die ganze Welt umfasst.

Versicherung der Kosten ambulanter ärztlicher Betreuung

Eine weitere Option ist eine private Krankenversicherung, die sich vor allem auf die Abdeckung von Kosten aus dem Bereich ambulanter ärztlicher Betreuung konzentriert. Hier werden beispielsweise anfallende Honorare für Ärzte und Fachärzte übernommen – es gilt auch wieder die freie Arztwahl, was zu kürzeren Wartezeiten führen kann, da in Österreich zwischen Kassenärzten (die Verträge mit den gesetzlichen haben), Wahlärzten (die ihre Honorare frei festlegen, von denen aber nur ein Teil von der gesetzlichen Kasse getragen wird) und Privatärzten (die in ihren Honoraren völlig frei sind und deren Kosten von Gesetzlichen nicht übernommen werden) unterschieden wird. Eine Behandlung mit einem Wahl- oder Privatarzt kann also von der Privaten übernommen werden. Außerdem werden die Kosten von Medikamenten, von Heilbehelfen, die durch die gesetzliche Krankenversicherung nicht abgedeckt würden und oftmals auch alternative Heilmethoden und Medikamente durch die private Krankenversicherung bezahlt. Auch bestimmte Vorsorgeuntersuchungen zählen zu den geförderten Leistungen durch solch eine private Krankenversicherung.

Versicherung für die Kosten von konservierender Zahnbehandlungen und Zahnersatz

Zahnarzt-Versicherungen übernehmen die Kosten von konservierenden und prothetischen Zahnbehandlungen, die von der gesetzlichen nur begrenzt getragen werden. In vielen Fällen sind sie zusätzlich zu einer Sonderklasse-Krankenversicherung (siehe oben) zu buchen. Außerdem ist darauf zu achten, ob ein Selbstbehalt anfällt, also bis zu einem bestimmten Betrag die Kosten selbst übernommen werden müssen.

Krankengeldversicherungen

Um für den Fall einer längeren Krankheit vorzusorgen, kann eine Krankengeldversicherung abgeschlossen werden. Tritt dann temporäre Arbeitsunfähigkeit ein, wird ein bestimmter Satz pro Tag Arbeitsausfall ausbezahlt. Krankengeld kann bis zu 364 Tage innerhalb von 3 Jahren ausgezahlt werden. Eine solche private Zusatzversicherung bietet also für einen speziellen Fall einen guten zusätzlichen Schutz zur gesetzlichen Krankenversicherung.

Krankenhaus-Taggeldversicherung

Auch bei einer Krankenhaus-Taggeldversicherung versichert man sich für eine Behandlung im Spital. Falls man sich in einem Krankenhaus behandeln lassen muss, erhält man einen täglichen Betrag von der Versicherung ausbezahlt. Dadurch sollen durch einen Krankenhausaufenthalt entstehende Mehrkosten (Selbstbehalt, Gehaltsausfall, höhere Ausgaben durch Einlieferung, etc.) ausgeglichen werden können.

Was kostet eine private Krankenversicherung?

Während die gesetzliche Krankenversicherung verpflichtend und die Höhe ihrer Beiträge gesetzlich geregelt sind, entscheidet sich die Höhe der Beiträge der privaten Krankenversicherung in Österreich anhand von verschiedenen Faktoren. Dazu zählen der Wohnort (Bundesland), der Gesundheitszustand, das Beitrittsalter, der Träger der gesetzlichen Pflichtversicherung, natürlich die gewünschten Leistungen und potentiell Mitversicherte (Partner, Familie, Kinder, etc.).

Als Vergleichsmaßstab für eine private Krankenversicherung mit Wahlarzt und Krankenhaustarif kann man bei einem Erwachsenen ca. 50-85€ ansetzen. Für Kinder wiederum kostet eine die Zusatzversicherung meist rund 30€ pro Monat. Es ist oft langfristig günstiger, sich ab jüngerem Alter und ohne akute Gesundheitsprobleme zu versichern und sollte deswegen in Betracht gezogen werden. Denn bei Vorerkrankungen können höhere Prämien gefordert oder man gar nicht erst in eine private Krankenversicherung aufgenommen werden.

Prinzipiell können Prämien im Laufe der Versicherungszeit erhöht werden, allerdings sind die möglichen Gründe einer solchen Erhöhung gesetzlich festgelegt – erlaubt sind zum Beispiel Erhöhungen, die an einen vertraglich festgelegten Index gebunden sind. Wegen zunehmenden Alters oder verschlechtertem Gesundheitszustand dürfen Prämien nicht erhöht werden.

So kannst du Prämien / Kosten der Zusatzversicherung sparen

Wem die Prämien einer privaten Zusatzversicherung zu hoch sind, kann versuchen, diese zu reduzieren.

  • Selbstbehalt: Eine Option ist hierbei der Selbstbehalt. Durch die Übernahme von Kosten bis zu einer gewissen Höhe (oftmals einige Hundert Euro) können die Kosten einer privaten Krankenversicherung gesenkt werden. Diese bezahlt im Versicherungsfall dann nur den Teil, der über dem Selbstbehalt liegt.

  • Familien-/Paartarife: Einiges Geld lässt sich meist dadurch sparen, mehrere Familienmitglieder oder den Ehepartner mitzuversichern im Vergleich zu einer Einzelversicherung.

  • Regionale Tarife: Durch die Eingrenzung des Versicherungstarifs auf ein bestimmtes Bundesland können Prämien gespart werden. Wer außerhalb dieses gewählten Bundeslandes dann ins Spital muss, bezahlt hier oftmals einen gewissen Selbstbehalt. Dafür sind die Beiträge im Vergleich zu einem Bundestarif günstiger.

  • Gruppenkrankenversicherung: Günstigere Angebote im Bereich der privaten Krankenversicherung finden sich oft durch angebotene Versicherungen in größeren Institutionen, bzw. größeren Firmen als Arbeitgeber. Nicht selten wird hier vom Arbeitgeber auch ein Zuschuss gewährt, der ein solches Angebot attraktiv werden lässt.

  • Prämienrückerstattung: Manche private Krankenversicherungen bieten die Möglichkeit, bei Nichtinanspruchname der Leistungen über einen bestimmten Zeitraum (zum Beispiel 1-2 Jahre) Prämien rückzuerstatten. Mit dieser Option lässt sich zwar Geld sparen, aber natürlich nicht verlässlich planbar.

Darauf musst du bei der privaten Zusatzversicherung achten

Auf einige Dinge muss vor dem Abschluss einer privaten Krankenversicherung unbedingt Acht gegeben werden: Dazu zählen die Wartezeit, bis der Versicherungsschutz eintritt, die zu beantwortenden Gesundheitsfragen beim Abschluss des Vertrags und Aspekte bei Eintritt des Schadensfalls. 

Wartezeit bis Versicherungsschutz 

Wer kurz vor Eintritt eines Schadenfalls eine private Krankenversicherung abschließen möchte, ist in den meisten Fällen für die Übernahme durch die Versicherung schon deutlich zu spät dran. Der Versicherungsschutz einer solchen Zusatzversicherung wird erst einige Zeit nach Vertragsabschluss aktiv, üblich sind Intervalle von 1-3 Monaten. 

Davon ausgenommen sind bei manchen Versicherungspolicen Unfälle und akute Infektionskrankheiten, die nach Vertragsabschluss passieren oder erst nach Abschluss erkennbare Krankheiten.

Bei der Aufnahme von Neumitgliedern in eine bestehende Familien- oder Partnerversicherung entfällt eine solche Wartezeit oftmals. Bei werdenden Müttern hingegen beträgt sie in vielen Fällen 9 Monate.

Gesundheitsfragen bei Vertragsabschluss

In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, dass beim Vertragsabschluss alle Fragen zum gesundheitlichen Zustand oder eventuell bestehenden Vorerkrankungen unbedingt wahr und vollständig beantwortet werden müssen. Falls das nicht so gehandhabt wird, entfällt der Versicherungsschutz und bereits erstattete Leistungen können von der privaten Krankenversicherung zurückgefordert werden. Auch deswegen sollte eine private Krankenversicherung zur Vorsorge abgeschlossen und nicht der Versuch unternommen werden, nach Eintritt des Schadensfalles einen Versicherungsvertrag abzuschließen.

Worauf muss man im Schadensfall achten?

Jeder hofft, nicht krank zu werden, einen Unfall zu haben oder aus einem anderen Grund in einem Spital oder bei einem Arzt behandelt zu werden müssen. Falls der Fall aber eintritt und man den gültigen Versicherungsschutz einer privaten Zusatzversicherung genießt, sollte man bei Möglichkeit vor der Einlieferung in ein Spital oder dem Arztbesuch auf die Abdeckung durch die Krankenversicherung achten. Jede Versicherungspolice hat ihre Feinheiten, Selbstbehalte können variieren und in manchen Fällen muss der Aufenthalt in einem Krankenhaus vorher schriftlich von der Krankenkasse genehmigt werden. Deswegen sollte man jede Behandlung vorher mit dem Versicherungsschutz abgleichen, so dass man nicht im Zweifelsfall auf hohen Kosten sitzen bleibt.

Des Weiteren ist darauf Acht zu geben, unbedingt immer alle Originalrechnungen aufzuheben. Mit diesen wird der Nachweis der Auslagen erbracht und die Kosten einer Behandlung zurückerstattet. Ohne den Nachweis einer Originalrechnung ist es oft schwierig, die Kosten von der Krankenversicherung zurückzuerhalten.

Wechsel und Kündigung der privaten Krankenversicherung

Prinzipiell dürfen Verträge für private Krankenversicherungen nur unbefristet und auf Lebenszeit ausgelegt sein. Die Kündigung eines solchen Vertrags kann vor allem aus drei Gründen geschehen:

  • Kündigung des Versicherten. Private Krankenversicherungen können jährlich vom Kunden beendet werden. Kündigungsfristen variieren hierbei von 1 bis 3 Monaten. Ein Verzicht auf Kündigung ist nur in den ersten beiden Versicherungsjahren erlaubt.

  • Tod des Versicherungsnehmers. Wenn der Versicherungsnehmer stirbt, endet auch der Vertrag der privaten Krankenversicherung.

  • Kündigung der Versicherung. Der Versicherer darf nur aus wichtigen Gründen den Vertrag kündigen, etwa wenn der Versicherte seine Prämien nicht bezahlt oder gegen die Meldepflicht verstoßen hat.

Grundsätzlich ist es möglich, einen älteren Vertrag mit einer privaten Krankenversicherung zu kündigen und zu einer anderen zu wechseln, wenn einem die Konditionen nicht mehr zusagen oder sich die Lebensumstände geändert haben, solange man alle Kündigungsfristen beachtet. Allerdings ist hierbei darauf zu achten, dass der Einstieg in eine Krankenversicherung für jüngere Menschen oftmals langfristig günstiger ist als ein späterer. Es handelt sich bei einem Wechsel der privaten Krankenversicherung also um eine Ermessensentscheidung.

In den meisten Fällen bieten private Krankenversicherungen aber an, einen Vertrag für einen gewissen Zeitraum ruhend zu stellen, wenn der Versicherungsnehmer Schwierigkeiten hat, seinen Vertrag zu bezahlen. Ob das möglich ist, wie lange und zu welchen Bedingungen, kommt aber auf den Versicherer selbst an und muss mit diesem direkt abgeklärt werden.

Häufig gestellte Fragen

Wie viel kostet eine private Krankenversicherung in Österreich?

Was zahlt die private Krankenversicherung?

Wie funktioniert die private Krankenversicherung?

Lohnt sich ein Wechsel der privaten Krankenversicherung?